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Tennis Coaching: Die Kunst, Spieler zu verstehen und zu fördern

  • Writer: Long Arnold
    Long Arnold
  • Aug 15
  • 5 min read

Updated: Sep 9

Die Einzigartigkeit jedes Spielers


Jeder Spieler ist einzigartig – im Schwung, im Rhythmus, in der Beinarbeit, in der Art zu denken und zu fühlen auf dem Platz. Was für den einen funktioniert, kann für den anderen hinderlich sein. Jeder Mensch spielt anders, denkt anders, fühlt anders. Alle sind unterschiedlich auf ihre eigene Art und Weise in ihrem Spiel. Man kann noch nicht einmal etwas von einem nehmen und mit einem anderen vergleichen.


Genau darin liegt die Kunst des Coachings: den Menschen hinter dem Schlag zu erkennen. Es ist wichtig, die individuellen Stärken und Schwächen jedes Spielers zu verstehen, um ihn optimal zu fördern.


Der häufigste Trainingsfehler


Der größte Fehler im Tennistraining ist, dass der Trainer oft von sich selbst ausgeht – von seinem Spielstil, seinem Denken, seinen Lösungen. Doch der Schüler braucht nicht dein Spiel, sondern sein eigenes. Der Schüler bekommt dadurch ein falsches Bild vom Spiel. Er lernt nicht sein Spiel, sondern das des Trainers. Er übernimmt Bewegungen, Spielzüge und Denkweisen, die auf den Körper, die Erfahrung und das Denken des Trainers zugeschnitten sind. Der Schüler kopiert nur den Trainer.


Was der Schüler nicht lernt, ist, auf seine eigene Weise zu spielen. Dementsprechend begreift der Schüler nicht, wie er selbst erfolgreich spielen kann. Der Schüler ist deshalb weit davon entfernt vom eigenen optimalen Spiel, da er nur das Spiel des Trainers kopiert. Er übernimmt fremde Bewegungen, Schläge und Denkweisen, die nicht aus ihm selbst kommen – sondern aus dem Schatten eines anderen. Das ist ein zentrales und leider weit verbreitetes Problem im Tennisunterricht. Ohne persönliche Anpassung bleiben viele Talente auf halbem Weg stehen.


Jeder Spieler bringt ein einzigartiges Zusammenspiel aus Physis, Persönlichkeit, Rhythmusgefühl und emotionalem Zugang zum Spiel mit. Wenn diese Einzigartigkeit ignoriert wird, bleibt sein wahres Potenzial verschlossen. Wenn man alle Spieler in den gleichen Topf wirft, in die gleiche Schublade steckt, kommt kein eigenes und einzigartiges Original dabei heraus.


Alle großen Spieler haben eine persönliche Handschrift in der Technik und ihren eigenen Spielstil. Gutes Coaching bedeutet, sich in den Schüler hineinzuversetzen, seine Sprache zu sprechen und seine Stärken zu entfalten.


Technikorientiertes Spiel


Die Kunst vieler Trainer besteht darin, dass immer wieder an denselben Dingen gearbeitet wird, ohne Bezug zum nächsten Schritt. In den allermeisten Fällen dominiert nur ein Bereich – nämlich die Technik. Alle anderen Bereiche, die integriert werden müssen (Athletik, Spielintelligenz, mentale Disziplin), sind unterentwickelt und unvollkommen. Man sieht es diesen Schülern an.


Die meisten Tennisschüler spielen in erster Linie technisch. Sie konzentrieren sich auf Bewegungsabläufe, Positionen und Korrektheit. Ihr Spiel wirkt oft mechanisch statt natürlich. Sie entwickeln kein eigenes Spielverständnis und kein an ihre Persönlichkeit angepasstes Spielgefühl. Sie passen sich an ein äußeres Ideal an, statt ihr eigenes Spielsystem aufzubauen.


Die Konsequenz daraus ist, dass der Schüler im Spiel oft nicht weiß, wie er spielen soll, wie er auf Druck reagiert und was seine Stärken sind. Es fehlt das Werkzeug für den Wettkampf, weil die einseitige Ausbildung auf einen dominierenden Bereich, sprich Technik, kein Bewusstsein schafft für Spielintelligenz, für Emotion und für Einstellung.


Spielintelligenz entsteht durch Erkennen, Entscheiden und Handeln. Deshalb gibt es keinen roten Faden in ihrem Spiel. Es gibt keine Struktur, keine Entwicklungslinie. Alles ist ausgerichtet und fokussiert auf die Schlagtechniken.


Langfristig hemmt das ihre Entwicklung. Denn gutes Tennis entsteht nicht nur durch Technik, sondern durch ein Zusammenspiel aus motorischen Fähigkeiten, taktischem Denken, Spielintelligenz, emotionaler Stabilität und individueller Entscheidungsfähigkeit.


Immer dasselbe tun


Wenn Tennisschüler einseitig technikorientiert ausgebildet werden, fehlt ihnen häufig der Bezug zum eigentlichen Spiel. Sie lernen, wie man schlägt – aber nicht, wann, wohin und warum. Die Bewegungen sind losgelöst vom Spielkontext. Das führt dazu, dass viele Spieler im Match nur „auf die Bälle schlagen“ – ohne taktischen Plan, ohne Ziel, ohne bewusste Entscheidung.


Einseitige Technikschulung ohne Spielbezug verhindert, dass sich Spieler zu intelligenten, selbstständigen Matchspielern entwickeln. Sie bleiben im Training gefangen und finden den Übergang zum Wettkampf nicht.


Da die meisten Schüler nur immer dasselbe tun, nämlich Techniktraining, bleiben sie stehen. Und stehen bleiben heißt in Wahrheit: zurückfallen. Denn die anderen Spieler entwickeln sich weiter.


Ohne Plan spielt der Schüler, wie es ihm passt – aber nicht, wie es zu ihm passt. Die meisten Spieler gehen einfach raus auf den Platz, schlagen auf den Ball – egal was passiert. Aber so gewinnst du keine Matches. Denn am Ende entscheidet oft das Detail, die Nuance, die Klarheit im Kopf. Du musst genau wissen, was du willst und was du erreichen möchtest. Sonst kannst du nicht konkurrenzfähig sein.


Warum technikorientierte Spieler im Match oft schlecht performen


Technikorientiertes Training findet meist in kontrollierten Situationen statt: gleiche Bälle, gleiche Rhythmen, wenig Zeitdruck. Ein Match ist chaotisch, emotional und unvorhersehbar. Die Folge: Der Spieler fühlt sich unvorbereitet auf echte Spielsituationen und verliert schnell das Vertrauen in seine Fähigkeiten.


Im Match muss man Entscheidungen treffen, Probleme lösen und auf Gegner reagieren. Den technikorientierten Spielern fehlen oft das nötige Spielverständnis und die Erfahrung mit komplexen Situationen. Die Folge: Überforderung, Orientierungslosigkeit und unsichere Entscheidungen.


Technik allein reicht nicht. Ohne Spielverständnis, Entscheidungsfähigkeit, Selbstverantwortung und emotionale Belastbarkeit ist das Selbstvertrauen im Match labil – und die Leistung bricht ein. Erst wenn Technik mit Spielintelligenz und mentaler Stärke verbunden wird, entsteht ein Spieler, der auch im Wettkampf bestehen kann.


Wenn im Training kaum spielnahe Situationen vorkommen (Druckpunkte, Stress, Taktik), wird kein inneres Vertrauen aufgebaut, mit schwierigen Momenten umzugehen. Die Folge: Schon kleine Rückschläge führen zu Selbstzweifeln, Frust und mentalem Zusammenbruch. Technik allein macht keinen Tennisspieler – erst Spielverständnis, Entscheidungsfähigkeit und Selbstvertrauen bringen ihn auf den Platz.


Einfluss des Selbstvertrauens im Tennis


Ein Spieler mit Selbstvertrauen trifft klarere Entscheidungen. Er zweifelt weniger, spielt mutiger und mit Überzeugung – auch in kritischen Momenten. Spieler ohne Selbstvertrauen neigen hingegen dazu, zu zögern oder sich auf die Sicherheit zu beschränken – was oft ineffektiv ist.


Viele Spieler können im Training mehr als im Match. Der Grund ist oft fehlendes Selbstvertrauen im Wettkampf. Wer an sich glaubt, bleibt auch in engen Situationen ruhig und handlungsfähig – andere verkrampfen, machen taktisch falsche Fehlentscheidungen oder bauen ab.


Selbstbewusste Spieler können Fehler besser verkraften. Sie lernen daraus und bleiben stabil. Spieler mit geringem Selbstvertrauen sehen jeden Fehler als persönlichen Rückschlag und verlieren schneller die Kontrolle über ihre Emotionen und das Match.


Ein Spieler, der sich etwas zutraut, spielt mit mehr Freude, Energie und Motivation. Er geht Risiken ein, gestaltet das Spiel aktiv. Spieler mit geringem Selbstvertrauen bleiben oft passiv, defensiv und verlieren den Spaß, sobald es nicht läuft.


Selbstvertrauen ist die Basis für das Überwinden von Rückschlägen, für Trainingsbereitschaft und Zielverfolgung. Ohne Selbstvertrauen wird Entwicklung gehemmt – unabhängig vom Talent. Das Selbstvertrauen spielt eine große Rolle im Tennis. Denn selbst wenn du dich körperlich oder mental nicht besonders gut fühlst, kann dir Selbstvertrauen helfen, da durchzugehen. Der Erfolg kommt dann zurück. Selbstvertrauen ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Tennis. Im Training muss es systematisch, bewusst und individuell aufgebaut werden.


Die Verbindung von Technik und Spielverständnis


Im Tennis ist nichts isoliert. Technik, Athletik, Taktik, Emotionen und mentale Stärke – sie wirken gemeinsam und beeinflussen sich ständig gegenseitig. Ein guter Schlag nützt wenig, wenn der Körper nicht trägt. Kondition bringt keine Punkte, wenn der Kopf blockiert. Und mentale Stärke verpufft, wenn die Spielidee fehlt. Tennis ist kein Zusammensetzen von Teilen – Tennis ist ein Ganzes.


Deshalb trainiere ich mit meinen Schülern nicht nur Bewegungen, sondern Zusammenhänge. Ich schule nicht nur Technik, sondern Körperbewusstsein, Entscheidungsfähigkeit und emotionale Stabilität. Ziel ist ein Spieler, der das Spiel als Einheit versteht – und sich selbst als Ganzes entwickelt. Dazu gehören: Ein guter Umgang mit Herausforderungen, Selbstverantwortung und innere Stärke.


Fazit


Die Entwicklung eines Tennisspielers erfordert mehr als nur technische Fähigkeiten. Es ist entscheidend, die Einzigartigkeit jedes Spielers zu erkennen und zu fördern. Durch ein ganzheitliches Training, das Technik, Spielverständnis und emotionale Stabilität vereint, können Spieler ihr volles Potenzial entfalten. Nur so können sie im Wettkampf bestehen und ihre Leidenschaft für das Spiel aufrechterhalten.

 
 
 

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